Unsere aktuellen Projekte im Überblick – Stand Januar 2021

6. Februar 2021

Die kleinen Kinder in der Grundschule.
Die Kleinen in der Grundschule

Seit vielen Jahren begleiten und initiieren wir Projekte in Sierra Leone, die mit der Verbesserung von Bildung für Kinder und der Existenzsicherung vor Ort zu tun haben. Dabei realisieren wir auch größere Projekte wie den Bau von Schulen zusammen mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Zur Zeit unterstützen wir mehrere Schul- und Ausbildungsprojekte sowie ein Brunnenbauprojekt. Dabei geht es sowohl um die Förderung der ganz kleinen Schulkinder, aber auch von Jugendlichen, die eine berufliche Weiterbildung machen. Hier ein Überblick über den aktuellen Stand der Projekte:

Bericht zum Schul- und Bildungsprogramm – Stand Januar 2021

KNSL unterstützt den Schulbesuch von 33 Kindern aus armen Familien mit einem Schulstipendium, fünf in der Grundschule, davon zwei Mädchen, 15 in der Sekundarstufe 1 (Junior Secondary School – JSS), davon 10 Mädchen, und 13 in der Sekundarstufe 2 (Senior Secondary School – SSS), davon 10 Mädchen. Insgesamt sind 22 der geförderten Kinder Mädchen, von denen vier von privaten Bildungspatinnen in Deutschland unterstützt werden. Grundsätzlich verfolgt der Verein die Politik, dass 2/3 der Förderkinder Mädchen sein sollen, da ihre Bildungschancen meist schlechter sind als die von Jungen. Die Mehrzahl der Kinder kommt in der Schule gut voran, nur wenige werden nicht versetzt. In diesem Fall wird nach den Gründen gesucht. Wenn es nicht an Krankheit oder einem anderen vertretbaren Grund lag, sondern eigenes Verschulden war, erhält ein anderes Kind die Chance auf Förderung. Die Akzeptanz des Programms ist weiterhin hoch. Eltern, Lehrkräfte und VertreterInnen lokaler Selbsthilfegruppen äußerten sich gegenüber KNSL-Programmkoordinator Edward Mando im Dezember 2020 sehr positiv zu den verbesserten Bildungschancen in dieser benachteiligten Region.

Die Gemeindebibliothek in der Kleinstadt Pujehun hat eine neue Stromversorgung erhalten

Die zuverlässige Stromversorgung der Gemeindebibliothek mit einer Photovoltaik-Anlage hat ca. 9.600 SchülerInnen und ihren LehrerInnen in einem Kindergarten, 13 Grundschulen und vier Sekundarschulen sowie 3.600 interessierten Erwachsenen in Pujehun und den Nachbarorten Yonni, Gobaru und Massam die Möglichkeit gegeben, nach Einbruch der Dunkelheit zu lesen, zu lernen und den Computerraum der „ICT Academy“ mit Internetzugang zu nutzen.

Computer-Training
Computer-Training

Ein Brunnen mit solarbetriebener Pumpe versorgt Bibliothek und Anwohner ganzjährig mit sauberem Trinkwasser. Regelmäßig durchgeführte Wasserproben ergaben, dass die Wasserqualität des Bibliotheksbrunnens den nationalen Richtlinien entspricht. Insgesamt versorgt der Brunnen die BibliotheksnutzerInnen und mindestens 250 Familien in der Nachbarschaft dauerhaft und ganzjährig mit sauberem Trinkwasser.

Für die Computerkurse an der ICT Academy war eine verlässliche Stromversorgung ohne pannenbedingte Ausfälle nötig. Die aus 36 Paneelen bestehende 10 kVa-Photovoltaik-Anlage wurde Anfang 2019 installiert. Die zuvor genutzte Stromversorgung per Dieselgenerator genügte nicht mehr für die zunehmende Nachfrage nach abendlicher Lern- und Lesezeit, besonders vor Prüfungen, und wurde außerdem wegen der rasch steigenden Dieselpreise immer teurer.

Die ICT Academy in der Gemeindebibliothek Pujehun mit 19 Laptops, auf denen MS-Office installiert ist, gibt es seit Januar 2019, und zwei Computertrainer haben dann ihre Arbeit aufgenommen. Bis zur Ausbreitung von Covid-19 im Mai 2020 nahmen monatlich bis zu 135 LehrerInnen, SchülerInnen, Krankenschwestern, Beamte, NRO-MitarbeiterInnen und arbeitslose junge Frauen und Männer an den MS-Office-Abendkursen teil, davon mindestens 72 Frauen.

Die Kurse sind attraktiv, weil sie die Beschäftigungschancen verbessern und neue Verdienstmöglichkeiten eröffnen. Die Menschen können sich so eigenständig über Gesundheits-, Bildungs- und Landwirtschaftsthemen informieren – alles Bereiche, die einen Beitrag zur Verbesserung ihrer Lebensqualität leisten können.

Auch für die Umwelt ist die Stromversorgung per PV-Anlage vorteilhaft, da der CO2-Ausstoß gesunken ist und die Luftverschmutzung und Lärmbelastung durch den Dieselgenerator aufgehört haben.

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Bericht zur Sam S. Abu Memorial Pre- & Primary School – Stand Januar 2021

Nachdem das neue Schulgelände eingezäunt war, sind alle Klassen der Sam-Abu-Schule zu Beginn des Schuljahrs 2018/19 im September aus der Gemeindebibliothek in die neue Grundschule umgezogen. Der 2017/2018 errichtete Bau wurde von der Stiftung Nord-Süd Brücken, der Dr. Ernst-Günther Bröder Stiftung, KNSL e.V., der VRD Stiftung für Erneuerbare Energien und der Partnerorganisation in Sierra Leone, Pujehun Youths for Development (PYD) kofinanziert.

Die Schule umfasst zwei Schulgebäude mit acht Klassenzimmern, einen Quertrakt mit Büro und Lagerraum für Unterrichtsmaterialien, einen teilüberdachten Pausenhof mit Spielfläche, eine 4-sitzige Toilettenanlage und einen solarbetriebenen Trinkwasserbrunnen. Bis zur Errichtung des neuen Gebäudes war die Sam-Abu-Schule in der Gemeindebibliothek untergebracht, die aber für die rasch zunehmende Zahl der Vor- und Grundschulkinder keinen ausreichenden Platz mehr bot.

Eine Vorschulklasse
Eine Vorschulklasse

Die Schule hat jetzt ihre volle Kapazität erreicht. Durch eine Kampagne für die Anmeldung von Mädchen zum Schulbesuch stieg auch deren Quote. Im Schuljahr 2018/19 waren 78 von 154 angemeldeten Kindern Mädchen, 2019/20 waren es 187 von 313 angemeldeten Kindern.

Die Leitung der Sam-Abu-Schule hatte schon im September 2017 den School Health Club gegründet. Der Health Club besteht aus drei Jungen und vier Mädchen aus den Klassen 4, 5 und 6. Unter Anleitung der Hygiene-Beauftragten Frau Aminata Kanu achten diese Kinder darauf, dass die Trinkwasserbehälter immer abgedeckt sind, und kontrollieren in den Pausen, ob die Toiletten sauber sind. Da fast alle Kinder noch unter 11 Jahre alt sind, müssen sie noch nicht die Wasserbehälter auffüllen oder die Toiletten reinigen. Das macht der Hausmeister.

Die Kinder achten aber selbst darauf, dass ihre Schulklassen sauber sind, sammeln morgens vor dem Unterricht Abfälle vom Schulhof und waschen sich danach gründlich die Hände. Seit März 2019 besteht auch ein Water, Sanitation and Hygiene (WASH)-Diskussionsforum für die Eltern.

Die verlässliche Stromversorgung durch Solarenergie macht die Sam-Abu-Schule attraktiv für die Menschen vor Ort. Seit 2019 laufen Abendkurse in Rechnen und Schreiben („functional numeracy & literacy“), die sich in erster Linie an Frauen und junge Erwachsene richten, die keine Möglichkeit hatten, zur Schule zu gehen oder die Grundschule nicht abgeschlossen haben. Dabei werden auch lebenspraktische Fähigkeiten vermittelt.

Bürgerversammlung zu Umweltfragen
Bürgerversammlung zu Umweltfragen

Die Wertschätzung der Sam-Abu-Schule in der örtlichen Gemeinschaft ist sehr hoch. In allen Begegnungen mit Eltern, Schulkindern, Lehrkräften und Gemeindevorständen bekam der KNSL-Programmkoordinator bei seinen Besuchen 2020 ein sehr positives Feedback zu diesem großen Beitrag, den KNSL zur Verbesserung der Bildungschancen für Kinder in dieser benachteiligten Gemeinde leistet. Die Arbeit der Lehrkräfte, insbesondere der jungen motivierten LehrerInnen, wird von Eltern, Kindern und GemeindevorsteherInnen sehr positiv bewertet.

Die Herausforderungen für die Schule

Sechs der jungen LehrerInnen haben noch keine staatliche Prüfung abgelegt und können so vom Staat kein Gehalt beziehen. KNSL beteiligt sich daher noch an ihrer Bezahlung, bis sie die Befähigung zum Lehramt erlangt haben. PYD nimmt sich dieses Problems an und finanziert derzeit für vier der jungen Lehrkräfte ein 3-jähriges Fernstudium für das Lehramt. Im Gegenzug haben sie sich vertraglich verpflichtet, nach Abschluss ihres Studiums mindestens vier Jahre an der Schule zu bleiben. Die Gehälter der Lehrkräfte werden in der Regel aus den Schulgebühren finanziert, die pro Kind 300.000 Leones (etwa 30 Euro) pro Schuljahr betragen.

Angesichts der rasch wachsenden Zahl von Kindern an der Schule ist der Spielplatz auf dem Schulgelände schon sehr klein geworden. Raum zum Spielen und Zugang zu Spielzeug ist aber wichtig für die Entwicklung der Kinder. Durch das Spiel können sie Wissen erwerben, Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, Freude empfinden und ihre Gefühle ausdrücken. Brigitte Steinmetz (KNSL) und VertreterInnen der Dr. Ernst-Günther Bröder Stiftung hatten bei ihrem Besuch im November 2019 schon festgestellt, dass die Schule über wenig Raum zum Spielen und kaum Spielzeug verfügt. Das wurde dem KNSL-Programmkoordinator jetzt von der Schulleitung noch einmal bestätigt: Die Schule benötigt dringend einen größeren Spielplatz sowie eine größere Sammlung von Spielzeug und Spielen, um die Entwicklung der Kinder zu fördern.

Der Schulleiter, Herr Mannah, fasste es bei einer Versammlung der Eltern-Lehrer-Vereinigung (Parent Teacher Association – PTA) im November 2019 so zusammen: „Es ist in der Kindheit, durch das Spiel, dass Kinder beginnen, Neues kennenzulernen, Freude zu erleben, ihren Körper zu beherrschen und ihre Kreativität zu entwickeln. Durch das Spiel können Kinder auch ihre Gefühle, ob positiv oder negativ, ausdrücken, die Welt um sie herum entdecken und ihre psychomotorischen und sozialen Fähigkeiten entwickeln.“ Es ist deshalb geplant, dass KNSL die Schule dabei unterstützt, diesem Bedürfnis durch ein neues Projekt im Wert von 12.000 bis 14.000 Euro nachzukommen.

Bericht zum Berufsschulprojekt (TVET)

kofinanziert von BMZ, KNSL e.V. und Pujehun Youths for Development (PYD) mit Unterstützung der Dr. Ernst-Günther Bröder Stiftung – Stand Januar 2021

Die Kleinstadt Pujehun im Süden Sierra Leones hat eine multidisziplinäre Berufsschule erhalten, das Technical and Vocational Education and Training Institute (TVET). Das TVET-Institut mit vier Werkstatt¬gebäuden für Maurer-/Betonarbeiten und Klempnerei, Kfz-Mechanik, Metallbearbeitung & Schweißen und Holzbearbeitung sowie dem zweiflügeligen Hauptgebäude mit Internet-Café, Klassenzimmern für die Sekretariatsausbildung, Elektro- und Elektronikwerkstatt, Lehrküche & Cafeteria und einer großen Aula wurde bis Ende 2020 fertiggestellt und mit dem nötigen Inventar ausgestattet. Eine Lehrfarm mit fünf kleineren Gebäuden, die dem TVET-Institut als Landwirtschaftsabteilung angegliedert wird, wurde bereits 2017/18 angelegt.

Impressionen aus der Bauphase

Aufgrund der Anordnungen der Regierung zur Covid-19-Prävention (Ausgangssperren, Social Distancing, erhöhte Anforderungen an Hygiene etc.) gab es Verzögerungen bei den Bauarbeiten durch den Ausfall von Arbeitskräften und Probleme bei der Beschaffung von Baumaterialien, und auch die Einstellung von Lehrkräften musste ausgesetzt werden, so dass die Aufnahme des Lehrbetriebs auf 2021 verschoben wurde. Nach zwei separaten Besuchen der Berufsschule durch den Minister und den Staatssekretär des sierraleonischen Ministeriums für Technical and Higher Education im September und Oktober 2020 hat das Ministerium die neue Berufsschule offiziell anerkannt und PYD im November 2020 die Genehmigung zur Aufnahme des Lehrbetriebs erteilt.

Mit dem TVET-Institut erfüllt sich PYDs Wunsch, zur Behebung des Fachkräftemangels im Distrikt Pujehun in den Bereichen Landwirtschaft, Bauwesen, Mechanik und Dienstleistungen beizutragen, die ein hohes Wachstums- und Beschäftigungspotenzial haben und sowohl für Frauen wie auch für junge Männer eine Vielzahl von Möglichkeiten bieten. Das TVET-Institut ist die erste Initiative im Distrikt Pujehun, die bislang unterschätzten Berufswege in Handwerk, Verwaltung und Landwirtschaft aufzuwerten.

Das Ausbildungsprogramm

Das zwischen 2017 und 2020 mit Mitteln vom BMZ, von KNSL und PYD und mit Unterstützung der Dr. Ernst-Günther Bröder Stiftung in Pujehun errichtete TVET-Institut für marktorientierte berufliche Bildung wird die folgenden lebens- und berufspraktischen Bildungsprogramme anbieten:

I. 4-6-monatige Grundkurse (Basic Skills Certificate) in EDV (Microsoft Office Paket), Buchführung, Sekretariatsarbeiten, Catering/Gastgewerbe und Landwirtschaft.

II. 2-3-jährige Ordinary National Diploma (OND)-und Higher National Diploma (HND)-Kurse in Maurerei und Betonarbeiten, Metallbearbeitung & Schweißen, Elektrotechnik & Elektronik, Allgemeiner Mechanik, Holzbearbeitung (Schreinerei), Buchhaltung & Betriebswirtschaft und Moderner Landwirtschaft.

Auf vielfache Nachfrage seitens der jungen Leute im Distrikt Pujehun hat KNSL im Sommer 2019 die schweizerische Dr. Ernst-Günther Bröder Stiftung dafür gewonnen, sich an der Einrichtung einer Abteilung für Holzbearbeitung am neuen TVET-Institut finanziell zu beteiligen. Dies war nicht Teil des BMZ-geförderten Projekts, sondern erfolgt zusätzlich.

Impressionen aus der Bauphase

Das Institut hat auch ein Communication & Digital Media Laboratory und eine Werkstatt für die Reparatur von elektronischen Geräten.

Die Zielgruppen

Das neue Institut kann bis zu 600 Auszubildende aufnehmen, von denen mindestens 30% Mädchen/ Frauen und 5% Menschen mit Behinderungen sein sollen. Viele junge Leute im Distrikt verfügen als SchulabbrecherInnen nur über eine begrenzte formale Bildung. Junge Männer ohne Ausbildung arbeiten als Tagelöhner auf Baustellen oder betätigen sich als Motorradtaxifahrer, andere leben kärglich als KleinbäuerInnen, KleinhändlerInnen, Fischer und ungelernte Handwerker wie Maurer, Schreiner, Schmiede, Automechaniker, SchneiderInnen usw. Sie besitzen keine beruflichen Fähig¬keiten, die es ihnen ermöglichen würden, eine reguläre Beschäftigung aufzunehmen oder sich selbständig zu machen. Deshalb wandern viele junge Menschen aus dem ländlichen Distrikt Pujehun in die Städte ab, in der Hoffnung, dort ein besseres Leben zu finden.

Am neuen Institut können junge Männer und Frauen, die eine Ausbildung absolvieren und durch Praktika in Betrieben, Unternehmen oder Entwicklungsagenturen praktische Erfahrung sammeln, zu kompetenten Fachkräften mit guten Beschäftigungschancen werden und/oder ein eigenes Unternehmen gründen. So können sie ihr Haushaltseinkommen erhöhen, ihre Ernährungslage verbessern und insgesamt eine größere Existenzsicherheit erreichen.

Zulassungsvoraussetzungen

Normale Zulassungsvoraussetzung für die 2-3 jährigen Zertifikatskurse ist der Abschluss der Junior Secondary School (JSS). Da sich das Institut jedoch ausdrücklich auch an benachteiligte Jugendliche oder frühzeitige Schulabgänger richtet, von denen viele die JSS nicht abgeschlossen haben, müssen sich diese Personen einer Eignungsprüfung unterziehen.

Alle Auszubildenden, die zu OND- und HND-Kursen zugelassen werden, müssen auch Kurse in Englisch und Mathematik und Grundkurse in Lebenskompetenzen absolvieren.

Die Gleichstellung der Geschlechter und die Berücksichtigung von Menschen mit Behinderungen sind integraler Bestandteil der Institutspraxis bei der Aufnahme von Auszubildenden und der Einstellung von AusbilderInnen. Gleichzeitig macht PYD in der Öffentlichkeit weiter die Vorteile und Chancen einer beruflichen und technischen Ausbildung am TVET-Institut bekannt und informiert besonders die jungen Menschen über das Aufnahmeverfahren des Instituts und die jeweiligen Kurse und/oder Programme.

Die Sektion für wirtschaftliche Entwicklung (Business Development Unit – BDU)

Unter der Leitung eines Experten für Organisationsentwicklung wurde eine Sektion eingerichtet, die zwei Aufgaben erfüllt. Sie ist für die wirtschaftliche Entwicklung des Instituts und die betriebswirtschaftliche Schulung der Auszubildenden zuständig. Die BDU übernimmt die Akquise von Fertigungs- und Reparaturaufträgen aus der Bevölkerung und nimmt beratende Funktionen in der Gemeinde wahr. In dieser Rolle leistet sie Kapazitätsaufbau- und Mentoring-Dienste (gegen Entgelt) für Firmen, Hilfsorganisationen, Behörden, Vereinigungen junger Männer und Frauen, Genossenschaften, kleinbäuerliche Vereinigungen und auch Einzelpersonen. Mit diesen Tätigkeiten soll Einkommen für den Institutsbetrieb generiert werden.

Die fertige Berufsschule
Die fertige Berufsschule

Die zweite Aufgabe der BDU ist es, allen Auszubildenden des Instituts eine grundlegende betriebswirtschaftliche Ausbildung zu vermitteln, um sie auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen wie Geld, Zeit und Material an ihrem zukünftigen Arbeitsplatz beziehungsweise für eine mögliche Selbständigkeit vorzubereiten. In den kommenden drei Jahren wird ein Start-up-Fonds aufgebaut, um AbsolventInnen des Instituts, die sich selbstständig machen wollen, einen Kredit zu gewähren und sie bei der Gründung eigener Unternehmen zu unterstützen.

Die Landwirtschaftsabteilung

Zur Berufsschule gehört auch die Landwirtschaftsabteilung mit einer Lehrfarm, die schon 2017 angelegt wurde. Fast alle Einwohner des Projektgebiets betreiben eine kleine Landwirtschaft, um ihr Überleben zu sichern, aber bisher galt die Landwirtschaft als die kärgliche Lebensgrundlage für Arme. Junge Menschen hatten an einer solchen Existenz kein Interesse und gingen lieber als Tagelöhner in die Städte, in der Hoffnung, dort besser leben zu können. Dann aber fehlen sie ihren Familien bei der Arbeit auf den Feldern. Um der Landflucht etwas entgegenzusetzen und die Landwirtschaft wieder populärer zu machen, soll die Lehrfarm nun vor allem den jungen Leuten zeigen, dass Landwirtschaft mit modernen Anbaumethoden und neuen ertragreichen Sorten durchaus ein gutes Einkommen generieren kann. Alle BerufsschülerInnen können Kurse auf der Lehrfarm besuchen. Und natürlich werden auch Kurse unterschiedlicher Länge für die Bäuerinnen und Bauern in der Region angeboten.

Aufbau partnerschaftlicher Verbindungen

Um gut erhaltene Geräte & Werkzeuge für die Lehrwerkstätten aus zweiter Hand als Sachspenden oder zu einem guten Preis zu bekommen, sollen weitere Kontakte und Kooperation mit Geschäften und Betrieben hier in Deutschland aufgebaut werden. Um Wissens- und Technologietransfer zu ermöglichen, sollen partnerschaftliche Verbindungen zu Berufsschulen und pensionierten BerufsschullehrerInnen in Deutschland eingegangen werden. Besonders zu nennen ist dabei die Peter-Lenné-Schule in Berlin, an der die Landesstelle für gewerbliche Berufsförderung in Entwicklungsländern ihren Sitz hat. Die Landesstelle hat in der Vergangenheit Lehrkräfte aus den Entwicklungsländern zur Fortbildung nach Deutschland eingeladen, dabei konzentrierte sie sich auf die Bereiche Holz- und Metallverarbeitung, Wassermanagement und Regenerative Energien.

Bericht zum Projekt zur nachhaltigen Verbesserung der Gesundheitssituation in 18 Gemeinden des Distrikts Pujehun im südlichen Sierra Leone

kofinanziert von BMZ, KNSL e.V. und Pujehun Youths for Development (PYD) – Stand Januar 2021

Zwar gab es bis zum Corona-Ausbruch in Sierra Leone landesweit einmal monatlich einen „Compulsory National Cleaning Day“, an dem Abfälle aller Art eingesammelt wurden, aber im ländlichen Distrikt Pujehun ist das Bewusstsein für Hygiene, Wasser- und Umweltschutz sehr schwach. Die Zusammenhänge zwischen dem Konsum verunreinigten Wassers, schlechter Hygiene und der Verbreitung von Krankheiten sind in den Dörfern nicht hinlänglich bekannt. Viele Menschen verstehen einfach nicht, was schlecht daran sein soll, das Wasser aus dem Fluss zu holen, wie es auch ihre Vorfahren immer getan haben.

Viele Lehrkräfte, Aktivisten, Jugend- und Frauengruppen dort haben großes Interesse an Umwelt- und Klimaschutz und erneuerbaren Energien, wussten aber nicht, wie entsprechende Lehrangebote entwickelt und umgesetzt werden könnten. Deshalb bot das BMZ-Projekt „Nachhaltige Verbesserung der Gesundheitssituation in 18 Gemeinden des Distrikts Pujehun im südlichen Sierra Leone“ 2020 mit dem Bau von Brunnen für sauberes Trinkwasser einen guten Anlass, um eine Kommunikations-Plattform zu Umwelt-, Wasser- und Hygienefragen einzurichten, Fach-/Motivationsdiskussionen zu diesen Themen abzuhalten und in den Dörfern, an Schulen und bei Gemeindetreffen Aufklärungsarbeit zu leisten.

Der Beginn dieses Projekts fiel allerdings zusammen mit dem Ausbruch von Covid-19 in Sierra Leone, und es zeigte sich sehr rasch, dass die Projektarbeit dadurch mit unvorhergesehenen Herausforderungen konfrontiert wurde. Als sich die Pandemie in Sierra Leone ausbreitete, war auch das Projekt von den Vorsorgemaßnahmen der WHO und den Anordnungen von Regierung und lokalen Behörden wie Reisebeschränkungen und Ausgangssperren betroffen. Durch die Störungen in den Handelsabläufen ab April 2020 waren Baumaterialien rar und sehr teuer geworden. Auch der Import der Maschinen für den Brunnenbau – weil es keine entsprechende landeseigene Produktion gibt – gestaltete sich dadurch schwieriger und aufwändiger.

Das Bunnenbauprojekt
Das Bunnenbauprojekt

Die Partnerorganisation PYD verfolgte aufmerksam, wie sich die Pandemie rasch rund um den Globus verbreitete. Nachdem die ersten Erkrankungen im Distrikt Pujehun aufgetreten waren, entstand insbesondere wegen des schwachen Gesundheitssystems und der prekären wirtschaftlichen Verhältnisse vieler Haushalte große Sorge, dass dies eine ernste Bedrohung für die lokale Gesellschaft darstellte. Die Lage war zunehmend unklar, und die Lebensqualität der Menschen litt zusätzlich unter der Nahrungsknappheit und einer starken Teuerung. Für die meisten Menschen in Sierra Leone ist die Pandemie nach der Ebola-Epidemie (2014-15) eine erneute traumatische Erfahrung. Obwohl sich Covid-19 stark von Ebola unterscheidet, sind viele der Maßnahmen zu seiner Bekämpfung – wie Ausgangssperren, Quarantäne, Schulschließungen, Vermeiden von Händeschütteln und besondere Handhygiene – den Menschen in den betroffenen Gemeinden nur allzu vertraut.

So geriet das Oberziel des Projekts, nämlich die Verbesserung der Lebensbedingungen und eine Reduzierung des gesundheitlichen Gefährdungspotentials im Distrikt Pujehun, insgesamt in Gefahr, wenn es auch jetzt nicht mehr nur um die Gefährdung durch wasserinduzierte Krankheiten ging. Angesichts der akuten Bedrohung durch Covid-19 wäre eine Aufklärungskampagne allein zu Umwelt- und Hygienethemen an den Bedürfnissen der Menschen völlig vorbeigegangen. Alle sorgten sich seit März 2020 schlicht ums Überleben. Aufgrund der Hungerkrise und der gestiegenen Lebenshaltungskosten hatten die Menschen an den Projektstandorten Mühe, sich die Grundnahrungsmittel zu leisten, die für den Erhalt ihrer Arbeitskraft und Leistungsfähigkeit notwendig sind. Das blieb nicht ohne Folgen für das Projekt, bei dem anstrengende Arbeiten wie das Freilegen des Bohrgeländes, Wegschaffen von Erde, Bohren von Bohrlöchern, Heranschleppen von Baumaterial, Mischen von Beton, Klempnerarbeiten und vieles mehr anfallen.

PYD beriet daher auch schon im April 2020 mit dem KNSL-Programmkoordinator darüber,

  • wie sich die Gesundheitsrisiken für die MitarbeiterInnen von PYD und des Projektteams sowie die freiwilligen HelferInnen und ProjektteilnehmerInnen minimieren lassen,
  • wie sich die Kampagne zur Hygieneförderung und sensibilisierung um das Thema Covid-19-Prävention erweitern lässt, und
  • wie zur Bewältigung der zu erwartenden humanitären Anforderungen – wie Bereitstellung von Lebensmitteln, sauberem Wasser und Hygieneartikeln für die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft – Synergien zwischen den Aktivitäten von PYD und denen des „Sierra Leone Covid-19 Preparedness and Response Project“ der Regierung geschaffen werden können.

Die Strategie des Projekts bestand ursprünglich darin, durch nachhaltige Bereitstellung von sauberem Wasser und bessere Hygiene- und Sanitärpraktiken die Inzidenz und Übertragung von Krankheiten einzudämmen. Genau dies sind auch die grundlegenden Instrumente für eine erfolgversprechende Reaktion auf Covid-19. Deshalb wurde das Projekt in Absprache mit dem BMZ um Corona-bezogene Maßnahmen ergänzt. PYD und das Projektteam erhielten eine Schulung, damit sie durch eine Informationskampagne und Outreach-Aktivitäten in den Gemeinden zur Eindämmung von Covid-19 im Distrikt beitragen konnten. Dabei hat sich PYD eng mit dem District Medical Team, dem Emergency Covid-19 Response Team und den GemeindevorsteherInnen abgestimmt, um die Bereitstellung von sauberem Wasser und Hygieneartikeln wie Handwascheinrichtungen, Seife oder antivirale Handdesinfektionsmittel für die am stärksten gefährdeten Gemeinden zu verbessern.

KNSL schickte dafür 36 große Wassertonnen mit Deckel und Zapfhahn nach Sierra Leone, die an Schulen, Gemeindezentren und anderen viel besuchten Orten aufgestellt wurden. Außerdem stellte das Projekt in der Hochphase der Regenzeit im Juli, August und September, in denen Nahrung immer knapp ist, eine Lebensmittel-Notversorgung für 40 besonders vulnerable Haushalte, in erster Linie Behinderte und alleinerziehende Mütter bereit. Ein solches monatliches Food-Kit umfasste einen 25kg-Sack Reis, drei Flaschen Palmöl und 3 kg Trockenfisch sowie ein paar Gewürze und Brühwürfel.

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